Ohne Stolz und Vorurteil: Argumente statt Emotionen

Wissenschaft wird von Menschen betrieben, nicht von Erkenntnisrobotern. Auch ein auf höchste Objektivität ausgerichteter Forscher ist in seiner Arbeit nicht frei von Gefühlen und Wünschen - und sei es der Wunsch, alles perfekt zu machen (und dafür große Anerkennung zu erlangen) oder sein Weltbild auf keinen Fall ändern zu müssen. Die Gefahr, dass eigene Vorstellungen die Deutung von Ergebnissen beeinflussen, ist vielleicht bei denjenigen am größten, die sich selbst für unfehlbar objektiv halten (S. 84).

 

 

Du bist so leichtgläubig...

Du bist so leichtgläubig, dass du diese Geschichten von einer "geistigen Welt" für wahr hälst!

Der wohl größte Teil des Wissens, das ein Mensch über die Welt hat und sein Verhalten prägt, ist letztlich nur Glauben. Die eigene Vorstellung gründet sich dabei typischerweise auf das, was wir in der Schule lernen, in Fernsehen, Zeitung und Internet erfahren und vom sozialen Umfeld zu hören bekommen. Erscheinen uns die Quellen vertrauenswürdig und passt alles halbwegs zusammen, so glauben wir es. Das ist unvermeidlich und vollkommen in Ordnung - solange wir uns bewusst sind, dass manches davon grundfalsch sein kann, egal wie viele es glauben: Als die Kirche noch das Sagen hatte, waren Hölle und Fegefeuer Wahrheiten, die nur Außenseiter nicht glauben wollten. Wer etwas glaubt, das von der geltenden Meinung abweicht, macht es sich meist nicht gerade leicht - ein guter Grund genau hinzuschauen, welche Erfahrungen, Überlegungen oder Beobachtungen ihn dazu veranlasst haben, oder?

Leichtgläubig sind vor allem diejenigen, die das
in Medien, Politik und Gesellschaft vermittelte materialistische Weltbild unhinterfragt als
unverrückbare Wahrheit missverstehen.

 

Das ist doch nur Wunschdenken!

Nahtoderfahrung sollen belegen, dass das Bewusstsein nicht stirbt? Pah, alles nur Wunschdenken!

Es stimmt, menschliches Denken wird von Gefühlen und oft auch Wünschen nach einer "guten Welt" geprägt. Manche sich betont nüchtern gebende Menschen folgern daher, dass Optimismus und positive Vorstellungen gleichsam automatisch Beleg für Naivität und Unwissenschaftlichkeit wären. Manchen kommen gar zum Umkehrschluss: Was gut klingt, darf nicht wahr sein; je negativer, sinnentleerter und pessimistischer ich die Welt darstelle, desto intelligenter und aufgeklärter muss ich wohl sein - welch' dummes Wunschdenken ist das! Übertriebene Skepsis und pauschale Ablehnung alles Sinnstiftenden sind kein Beleg klaren Denkens. Ein Mensch, der alles verneint, verdrängt oft nur seine starken Gefühle und Wünsche. Wie groß ist wohl die Angst davor, die sinnsuchenden Lebensbejaher hätten plötzlich Recht und es wäre eine große Dummheit, mit Pessimismus die Welt kleiner zu machen, als sie ist? (s.a. Optimismus ist die beste wissenschaftliche Methode, S. 122)

Mit dem Tod ist alles vorbei und egal? Welch ein Wunschdenken von Menschen,
deren Leben in einer größeren Perspektive womöglich leer und schal aussähe!

 

Ich bevorzuge da eine skeptische Haltung...

Ich bin nun einmal [stolzer Tonfall]: Skeptiker.
Diese paranormalen Sachen sind doch alles Quatsch.

Skepsis im wahren Wortsinne ist eine gute Sache in der Wissenschaft: Sie bedeutet zu zweifeln, vermeintliche Wahrheiten zu hinterfragen und lieber einmal mehr zu sagen "ich weiß es nicht", als voreilige Schlüsse zu ziehen. Bemerkenswerterweise gibt es aber gerade unter den selbsternannten Skeptikern viele, die ein ganz anderes Verhalten an den Tag legen. Anstatt sich mit Argumenten oder Beobachtungen zu beschäftigen, anstatt nachzufragen, wie andere zu ihren Ergebnissen kommen, liefern sie reflexartig ihre eigenen, vermeintlichen Gewissheiten. Eine solche Haltung ist weder wissenschaftlich, noch skeptisch, sondern schlichtweg dogmatisch (nur mit einem anderen Glauben). Echte Skeptiker würden sagen "ich weiß es (noch) nicht".

So viel Selbstsicherheit, die Wahrheit zu kennen,
klingt eher nach einem zutiefst gläubigen Menschen als nach einem Skeptiker.

 

 

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